Clever Sanieren

Clever sanieren – Innovationen im Bestand

In einer Welt, die sich zunehmend den Herausforderungen der Nachhaltigkeit und des bewussten Umgangs mit Ressourcen stellt, gewinnt die Architektur eine neue, entscheidende Rolle. Dieser Bericht beleuchtet vier außergewöhnliche Architekturprojekte, die nicht nur durch ihre Ästhetik und Funktionalität beeindrucken, sondern auch durch ihren innovativen Ansatz in Bezug auf Nachhaltigkeit und Anpassungsfähigkeit. Von der behutsamen Sanierung historischer Gebäude bis hin zum kreativen Weiterbau bestehender Strukturen zeigen diese Projekte, wie Architektur die Balance zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft meistern kann. Jedes Projekt erzählt seine eigene Geschichte: Sie alle demonstrieren, wie durchdachte Architektur und Design bestehende Strukturen neu interpretieren und in lebenswerte, moderne Räume verwandeln können.

Transformation einer Scheune

In der idyllischen Gemeinde Männedorf in der Schweiz steht ein Paradebeispiel für nachhaltige Architektur und den Wert der
Sanierung gegenüber dem Neubau. Die Rede ist von einer Scheune aus dem Jahr 1850, die durch den Architekten Lukas Lenherr in ein charmantes Familienheim mit 149 Quadratmetern Wohnfläche umgewandelt wurde.
Die Scheune ist Teil eines historischen Ensembles, ihre Erhaltung trägt zur Bewahrung des kulturellen Erbes bei. Trotz der umfassenden Sanierung behält das Gebäude sein äußeres Erscheinungsbild und fügt sich harmonisch in das Dorfbild ein. Die Integration von sechs Fichtenrahmen rettete das Gebäude vor dem Verfall und schafft ein neues, offenes Raumgefüge. Die Umnutzung vorhandener Strukturen trägt zur räumlichen und sozialen Verdichtung des Dorfkerns bei und reduziert den Bedarf an neuen Baumaterialien, was sowohl ökologisch als auch ökonomisch vorteilhaft ist. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie durch sorgfältige Planung und Respekt vor der bestehenden Architektur ein historisches Gebäude in ein modernes, funktionales und zugleich ästhetisch ansprechendes Wohnhaus umgewandelt werden kann.

Revitalisierung mitten im Schwarzwald

Das zweite Sanierungsprojekt führt uns zum Gründlehof, einem über 300 Jahre alten Einzelgehöft im Mittleren Schwarzwald in ­historischer Holzständerbauweise, das durch den Architekten Hardy ­Happle in ein modernes Einfamilienhaus umgewandelt wurde.

Als Kulturdenkmal ist die Erhaltung des Objektes nach dem Denkmalschutzgesetz Baden-Württembergs von großer historischer Relevanz. Die Sanierer kombinierten traditionelle Materialien wie Holz, Lehm, Kalk und Naturstein mit modernen Elementen zum KfW-Effizienzhaus „Denkmal“ mit zeitgemäßem Wohnambiente. Die historisch bedingten, niedrigen Raumhöhen wurden durch die Umgestaltung des Dachgeschosses in Wohnraum und die Freilegung des Tragwerks zu einem offenen und lichtdurchflutetem Raumgefüge transformiert. Das Projekt Gründlehof demonstriert eindrucksvoll, wie ein historisches Gebäude durch sorgfältige Planung und den Einsatz traditioneller sowie moderner Techniken in ein komfortables Zuhause verwandelt werden kann.

Neugestaltung eines Warfthauses

Die einzigartige Lage der Häuser auf den Sylter Warften bietet Schutz vor Sturmfluten und einen herrlichen Weitblick. Das massive Warfthaus in Morsum auf Sylt stammt aus den 80er-Jahren und wurde 2022 durch das Nidus saniert. Die Bausubstanz des Hauses war qualitativ hochwertig und erhaltenswert. Die Herausforderung bestand darin, Klinkerfassade und Reetdach zu erhalten und die strenge Architektur der 1980er-Jahre in ein zeitgemäßes Wohnkonzept zu überführen. Die Innenräume wurden hell und zurückhaltend gestaltet, wobei der alte, rote Fliesenboden teilweise erhalten blieb. Die Farbgestaltung orientierte sich am Farbspektrum des Morsumer Kliffs. Die Sanierung des Warfthauses ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern bietet auch die Möglichkeit, historische Architektur mit modernem Design zu verbinden.

Das Weiterbau-Experiment

Das Haus Linalotte in Linz, Österreich, ist ein einzigartiges Beispiel für adaptives Bauen und Erweitern. Es zeigt wie flexible und nachhaltige Architektur auf die Bedürfnisse der Bewohner reagieren und sich im Laufe der Zeit anpassen kann. Ursprünglich als Provisorium und architektonisches Experiment im Jahr 2004 errichtet, wurde das Haus mit der wachsenden Familie von 55 auf 87 Quadratmeter vergrößert.
Der Anbau wurde als vorgefertigter Holzriegelbau unter Verwendung von Recycling-Zellulosedämmstoff und Altpapier realisiert.
Sägeraues, dunkel lasiertes Fichtenholz für die Fassade und ein Kautschukfoliendach für eine zeitgemäße und ästhetisch ansprechende Erscheinung. Eine großzügige Terrassenüberdachung reduziert die Sonneneinstrahlung im Sommer, während im Winter die tiefstehende Sonne für Wärme sorgt. Bauen für die Ewigkeit ist eben nicht immer die beste Lösung. Die Bereitschaft, sich auf neue Herausforderungen einzulassen, kann zu innovativen und nachhaltigen Wohnlösungen führen.

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