Biophiles Design
eine Philosophie für lebendige Räume

Der Philosoph Erich Fromm prägte im Jahr 1964 den Begriff „Biophilie“. Gemeint ist damit die Liebe, altgriechisch „philia“, zum Leben, „bios“. Das biophile Design stellt den Menschen und seine eigentliche Natur in den Mittelpunkt. Lebensräume, also unser Wohn- und Arbeitsumfeld, werden so gestaltet, dass Stress reduziert und Wohlbefinden gefördert wird. Wie man dieses innovative Konzept in den eigenen vier Wänden umsetzen kann, möchten wir hier zeigen.

Die Biophilie ist die leidenschaftliche Liebe zum Leben und allem Lebendigen; sie ist der Wunsch, das Wachstum zu fördern, ob es sich nun um einen Menschen, eine Pflanze, eine Idee oder eine soziale Gruppe handelt.

Erich Fromm

Wir brauchen die Natur

Mehr als 50 Studien weltweit zeigen auf, dass die Natur einen positiven Effekt auf Gesundheit und Wohlbefinden hat. Der Mensch lebte über 99,9 % seiner erdzeitlichen Geschichte in und mit der Natur und bewegt sich erst seit wenigen Jahrhunderten in einem „künstlichen“, städtisch-industriellen Umfeld. Biophiles Design bringt Pflanzen, Formen, Farben, natürliche Materialien, Licht, Wasser, Geräusche und Luft zurück in den Alltag und erschafft in Architektur und Innenräumen naturnahe Umgebungen, die uns gut tun.

 

PFLANZEN

Pflanzen in einem Raum nehmen Schimmel, Schadstoffe und Toxine auf, setzen Wasserdampf, Sauerstoff und natürliche Düfte frei, dämpfen den Schall und verbessern die Luftqualität. Außerdem schaffen sie ein Gefühl von Geborgenheit, entspannen uns und senken den Blutdruck. Erster Schritt sind vielseitige und dekorative Topfpflanzen, die sich überall in Innenräumen integrieren lassen. Auch der bewusst angelegte Blick durch Fenster und Türen nach draußen ist eine Möglichkeit, mehr Grün zu sehen. Dazu kann es schon ausreichen, Möbel etwas umzustellen. Wände aus Pflanzen als Raumteiler, Mietpflanzen oder ein Schnittblumen-Abo sind weitere Ideen. Selbst die wohlriechende Handseife oder eine Küche mit frischen Zutaten zählen dazu.

FARBE & FORM

Die sichtbare und fühlbare Verwendung natürlicher und organischer Materialien, Farben und Formen ist ein weiterer Baustein des biophilen Designs. Unbehandeltes Holz, Naturstein, Stoff oder Leder sind als Materialien im Innenausbau oder bei Möbeln bereits weit verbreitet. Äste, Muscheln oder Steine wirken als Deko Wunder. Strukturen und Texturen können ebenso imitiert werden, um sinnliche Eindrücke zu erzielen, beispielsweise als bedruckte Tapete oder gemusterter Teppich. Stark wirken auch Farben: Blau schafft Ruhe (Wasser), Orange ist warm und einladend (Sonne), Rot stimuliert (reife Frucht) und Grün hat eine beruhigende, stärkende Wirkung (Vegetation).

LICHT

Natürliches Licht im Tagesverlauf, von grell bis sanft, reguliert nicht nur unseren hormonellen Schlaf-/ Wach-Zyklus, es sorgt außerdem für mehr Energie, Produktivität und gute Stimmung. Ausreichend Sonnenlicht ist für unsere Gesundheit also nicht nur in Hinblick auf Vitamin- D-Produktion, Stressreduktion und eine gute Nachtruhe entscheidend. Der natürliche, zirkadiane Rhythmus, also unsere innere Uhr, wird durch Räume, die viel Tageslicht bieten, oder alternativ durch Tageslichtlampen gestärkt.

WASSER

Die „Blue Space-Theorie“ besagt, dass der Mensch sich in der Nähe von Wasser besser fühlt. Instinktiv vermittelt das lebenswichtige Nass uns Sicherheit und fördert so unsere Entspannung und positive Emotionen. Schon das Geräusch fließenden Wassers oder ein Bild eines Wasserfalls wirkt harmonisierend auf uns. Ein Zimmerbrunnen, ein Aquarium oder ein Badezimmer mit Dampfbad und Regendusche bringen den vollen Wassereffekt.

BEWEGUNG

Der Mensch bevorzugt weiche, organische statt maschinell abgehackte Bewegungen. Meereswellen, sich im Wind wiegendes Laub oder fliegende Vögel sind eine Wohltat in einer digitalen Welt, in der von uns zu viel zielgerichtete Aufmerksamkeit verlangt wird. Windspiele, eine Beleuchtung, die Licht- und Schattenspiele erzeugt, oder ein Vogelhaus in Sichtweite bringen natürliche Bewegung ins Spiel. Auch frische Luft, die durch die offenen Fenster einströmen kann, erfrischt uns sofort. Oder wie wäre es mit Schaukelstuhl oder Hängematte?

Menschen haben ein genetisch begründetes Bedürfnis,
im Einklang mit der Natur zu sein.

  Edward Wilson

POSITIVE RÄUME SCHAFFEN

Schon 2012 stellte der Designer der Firma Interface als globalen Trend die „Sehnsucht nach Natur“ fest. Seitdem hat die Naturkollektion einen festen Platz im Portfolio des Herstellers von Boden- belägen. Das nachhaltige Unternehmen gestaltet mit seinen Carbon Neutral Floors™ unter anderem moderne Arbeitswelten nach dem Human Centered Design-Ansatz. Der Mensch und zugleich das Klima und der Planet stehen dabei im Fokus. Die Bodenfliesen aus Textil oder Kautschuk steigern durch ihre natürliche Anmutung das Wohlbefinden und eröffnen unendliche Gestaltungsmöglichkeiten. Mehr Infos: www.interface.com