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Das können die Mehrweg-Alternativen zu Plastikstrohhalmen

EU-Parlament verbietet Plastikteller und Strohhalme

Plastikteller, Strohhalme und andere Einwegprodukte aus Kunststoff sollen in Europa bald Geschichte sein. Mit dem neuen Gesetz will das EU-Parlament Müll reduzieren und die Umwelt entlasten.

Quelle: WELT/ Eybe Ahlers

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Handelsketten, Bars und Restaurants verbannen Plastiktrinkhalme aus ihrem Sortiment. Ein nötiger Abschied, denn die bunten Schlürfhilfen verpesten die Umwelt. Trotzdem stimmt es ein bisschen wehmütig. Wir haben nachhaltigere Alternativen getestet. 

Gründe für das bevorstehende Aussterben der Trinkhalme gibt es viele. Schon die Herstellung der Halme ist klimaschädlich, da begrenzte Ressourcen wie Erdöl und Erdgas verbraucht werden. Hatte der Strohhalm dann seinen fulminanten Auftritt als Cocktaildekor, landet er nach durchschnittlichen zwanzig Minuten im Müll. Wird er verbrannt, entsteht CO2. Gelangt er jedoch ins Meer, schadet das Einwegplastik der Tierwelt. Einerseits, indem es in Mikroplastik zerfällt, von Meerestieren gefressen wird und im Zweifel auf unserem Teller landet. Andererseits in Form von Strohhalmresten, die in sich in den Körperöffnungen von Fischen, Meeresschildkröten oder Vögeln verkeilen und Schmerzen verursachen.

Umweltschützer weisen deshalb schon länger auf die Unmengen angeschwemmter Trinkhalme hin, die sie bei regelmäßigen Reinigungsaktionen an Stränden finden. Da der natürliche Abbau von Einwegplastik praktisch unmöglich ist, löst sich das Problem leider nicht von allein. Ende März hat das EU-Parlament ein Verbotsverfahren für viele Einweg-Produkte aus Plastik auf den Weg gebracht - darunter auch die Trinkhalme.

Ein bisschen Wehmut kommt da schon auf: Schließlich macht es Spaß, ein Getränk mit dem Strohhalm zu schlürfen. Oder kräftig in den Halm zu pusten, um ganz kurz die eigene, übersprudelnde Kindheit zurückzuholen. Es gibt Trinkhalme mit Knoten oder Spiralen, verziert mit Lametta und einer Ananas, im Dunkeln leuchtend – das macht den Umweltschutz wirklich nicht leicht.

Bartender werden die Halme nicht vermissen

Andererseits: Gerade in der Cocktailszene haben viele anspruchsvolle Bars ohnehin schon den halmfreien Weg eingeschlagen. Sven Goller etwa, bester Bartender Deutschlands im Jahr 2017,  hat in seiner Cocktailkneipe „Das schwarze Schaf“ damit gute Erfahrungen gemacht: „Zuerst haben wir angefangen, keine Trinkhalme mehr in die Drinks zu geben, sondern nur noch auf Nachfrage welche rauszugeben. Das hat dann den Strohhalmverbrauch schon um knapp 85% gesenkt. Wir haben die Strohhalme, die wir noch hatten dann so aufgebraucht und dann kommuniziert, dass wir aus Umweltschutzgründen keine Plastikstrohhalme mehr führen werden.“  Fast alle Gäste hätten den Verzicht positiv aufgenommen: „Mittlerweile fragen 2-3 Menschen pro Woche noch, ob sie einen Strohhalm bekommen können. Wenn wir dann erklären, dass wir keine mehr führen, ist das für sie auch vollkommen in Ordnung.“

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Zum Glück gibt es außerdem schon längst eine ganze Reihe von Alternativen. In Zukunft kann aus Röhrchen aus Edelstahl, bunten Papierhalmen mit Lebensmittelfarbe, Bambus und bruchsicheren Glasröhrchen geschlürft werden. Oder eben aus echtem Stroh. Wir haben sie getestet.

Edelstahl

Trinkhalm aus Metall
Hält ein Leben lang: Trinkhalm aus Metall
Quelle: Welt Food/Gino Giove

  • 14,95 Euro für 4 Stück (22 cm)
  • aus hochwertigem, lebensmittelechten Edelstahl
  • Spülmaschinenfest
  • bruchsicher
  • hält mindestens ein Leben lang

Bewertung: Gewissen Gewohnheiten geht es hier schon an den Kragen: Kein möglicher Knick, keine Elastizität, kein darauf Herumkauen, kein Wegschmeißen. Das Edelstahl klappert am Glas, eventuell auch an den Zähnen und ist leider nicht geschmacksneutral. Der metallische Beigeschmack ist bei unserem Testgetränk - Wasser - besonders stark herauszuschmecken. Ein zweiter Test mit einem Smoothie fällt besser aus. Einerseits, weil der Beigeschmack übertüncht wird und andererseits, weil die Flüssigkeit im Halm schön kalt bleibt. Gut geeignet wäre der Halm auch für einen Milchshake.

Papier

Trinkhalm aus Papier
Der Trinkhalm aus Papier unterscheidet sich kaum von den Plastikhalmen
Quelle: Welt Food/Gino Giove

  • aus recyclebarem Papier
  • nur für die einmalige Nutzung vorgesehen

Bewertung: Papierhalme sind vor allem schön anzusehen: Einfarbig, gestreift, gezackt oder mit beliebigen Motiven bedruckt. Das Material bringt außerdem die notwendige Elastizität mit, den Halm in angenehmere Positionen verbiegen zu können und unterscheidet sich in puncto Mundgefühl kaum vom gewohnten Plastikstrohhalm. Noch besser wäre, wenn recyceltes Papier zur Herstellung genutzt werden würde.

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Werden aber Holzrohstoffe für das Einwegprodukt benutzt, schneidet dessen Ökobilanz im Vergleich zur Plastik dann nur noch etwas besser ab. Pluspunkte sind, dass der Papiergeschmack nur geringfügig durchkommt und das Ganze recyclebar ist. Die Halme lösen sich auch erst nach Stunden auf - also dann, wenn die Party sowieso vorbei ist.

Bambus

Trinkhalm aus Bambus in Glas
Umweltfreundlich, aber nicht ohne Eigengeschmack: Trinkhalm aus Bambus
Quelle: Welt Food/Gino Giove

  • aus Bambus, einem schnell nachwachsenden Rohstoff
  • wirkt antibakteriell
  • bruchsicher
  • kompostierbar

Bewertung: Bambus bietet sich von Natur aus als Trinkhalm-Alternative an. Zum einen ist die Pflanze bereits überwiegend hohl und muss nur noch geringfügig bearbeitet werden, zum anderen wächst sie sehr schnell nach - leider nur in Ländern wie Indonesien, aus denen das Material erst importiert werden muss. Im Geschmackstest mit Wasser sind die Halme nicht neutral - ein Geschmack wie der von Eisstielen in Wassereis macht sich breit.

Der Smoothie räumt dieses Problem wiederholt aus der Welt, verfärbt den Bambus jedoch. Mit der mitgelieferten Bürste ist das Säubern einfach, angesichts der Verfärbung ist jedoch unklar, ob alle Verschmutzungen beseitigt wurden. Deshalb sind sie auch in der Gastronomie untersagt, im privaten Haushalt dagegen bedenkenlos mehrfach zu benutzen.

Glas

Trinkhalme aus Glas
Trinkhalme aus Glas: Erstaunlich bruchsicher
Quelle: Welt Food/Gino Giove

  • aus extra-stabilem SCHOTT-Glas
  • Spülmaschinenfest
  • geschmacksneutral
  • recyclebar

Bewertung: Die erste Assoziation zum Thema Glas ist: Kann das nicht kaputtgehen? Und das trifft den größten Schwachpunkt auch schon auf den Kopf - zwar sind die Halme bruchfest, allerdings nicht bruchsicher. Das Unbehagen gegenüber dem Material bleibt auch nicht aus, wenn der Halm klirrend im Glas landet. Spätestens beim Trink-Test wird jedoch klar, dass das Glas wirklich stabil ist. So stabil, dass das Mundgefühl eher gewöhnungsbedürftig ist. Es ist und bleibt nunmal eine starre Glasstange. Geschmacksneutralität, Wiederverwendbarkeit und Ästhetik überzeugen dagegen auf ganzer Linie.

Weizen-Strohhalme

  • geschmacksneutral
  • nur für die einmalige Nutzung vorgesehen
  • kompostierbar

Bewertung: Ganz so einfach wie es klingt, ist es nicht - der Strohhalm ist direkt vom Feld nicht gleich als solcher benutzbar. Die Stängel werden in Handarbeit sortiert, geschnitten, gewaschen, biologisch desinfiziert und verpackt. Da sie ziemlich dünn sind, heißt es Lippen spitzen und am besten keinen Smoothie zutschen wollen.

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Schade eigentlich, denn der Halm hat um Weiten weniger Beigeschmack als Bambus. Dagegen ist er nicht allzu stabil, hier und dort schon etwas angeknackst, aber trotzdem benutzbar. Besonders gut eignet er sich für dünnflüssige Getränke wie einen Drink auf Eis oder Limonade. So ist er zwar tendenziell nur einmal zu benutzen, kann dann aber im Kompost oder Biomüll entsorgt werden.

Bio-Kunststoff

  • 8,55 Euro für 500 Stück (21 cm)
  • Bio-Kunststoff aus Stärkefasern (nachwachsender Rohstoff)
  • nach einmaliger Nutzung theoretisch vollständig biologisch abbaubar
  • bei trockener und dunkler Lagerung 18 -21 Monate haltbar

Bewertung: Der größte Vorteil ist wohl, dass sich am gewohnten Strohhalm-Erlebnis nichts ändert. Das Bio-Plastik ist von den herkömmlichen Einweghalmen nicht zu unterscheiden, Geschmacksneutralität und Mundgefühl sind wie immer. Leider steht Bio-Kunststoff in der Kritik, da er zwar theoretisch vollständig kompostierbar ist, allerdings trotzdem über den Restmüll in der Müllverbrennungsanlage landet. Die vorgegebenen acht Wochen in industriellen Kompostierungsanlagen würden für den Abbau des Bio-Kunststoffs nicht ausreichen.

Fazit: Auch wenn wir von keiner der Alternativen zu 100% überzeugt sind, ist deren Öko-Bilanz im Vergleich zu Einwegplastik durchweg besser. Welche Alternative die Beste ist, kommt auf den oder die NutzerIn an: Ist der- oder diejenige eher HaptikerIn oder Geschmacksguru? Wem das Mundgefühl wichtig ist, greife eher zu Papier, Bambus oder Stroh. Absolute Geschmacksneutralität hingegen kann nur Glas bieten. Bei geschmacksintensiveren Getränken empfehlen sich Edelstahl und Bambus. Dem gewohnten Plastik-Strohhalm kommt sein Verwandter aus Bio-Kunststoff natürlich sehr nah, leider auch in Sachen Umweltbilanz. Tatsächlich überraschte uns Stroh im Test am meisten: Zwar etwas dünn, dagegen aber so gut wie geschmacksneutral, mit einem ähnlichen Mundgefühl wie bei herkömmlichen Trinkhalmen und dazu noch in bequemer Einwegform. 

Der Beweis ist da, Alternativen gibt es viele. Nichtsdestotrotz ist die umweltfreundlichste Alternative noch viel einfacher: Das „Nein, danke!“ zum Strohhalm. Es macht Sinn, bei so mancher Getränkebestellung auf Nummer sicher zu gehen und den oder die KellnerIn von Vornherein darauf hinzuweisen, den Drink bitte ohne Strohhalm zu servieren.

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